Kurze Zusammenfassung auf deutsch
John Wagner zitiert in „The Boxer“ (1939, die 1950er Ausgabe, Seite 27) Johann Elias Ridinger (Ulm 1698-1767): „Der größte Teil des deutschen Hundekoppels bestand aus großen, rauhaarigen Hunde mit buschigen Schwänzen (bush tails) und wolfsartigen Köpfen. Sie wurden „Rüden“ genannt. Diese Hunde wurden in großen Mengen an den Höfen deutscher Bauern geliefert, und während jeder Jagd wurden viele dieser Hunde getötet. Deshalb war niemand sonderlich daran interessiert, diese „Rüden“ zu züchten. Die Rassen „Doggen“ und „Bullenbeißer“ dagegen wussten instinktiv, wie sie Wild von hinten jagen und es dabei festhalten sollten, ohne es zu beschädigen. Die Jäger hatten dabei genügend Zeit, um die Beute zu erreichen. Deshalb waren diese Rassen beim Jagen sehr wertvoll und wurden sehr geschätzt und sorgfältig gezüchtet.“1 1 Bemerken Sie bitte, dass die neudeutsche Übersetzung einen anderen Wortlaut hat als Ridingers Original aus dem 18. Jahrhundert. Die Übersetzung ins Neudeutsche wurde zuerst aus der heutigen englischen Sprache ins Dänische unternommen. Der zentrale Kontext wurde hierbei beibehalten. In dem Kapitel ”Parforce-jagt, Buffon und die großen Blendinge (16. – 19. Jahrhundert)“ haben wir gesehen, wie Johann Jacob Ridinger im Jahre 1768 die drei verschiedenen Hunderassen, die im südlichen Germanien bei der Wildschweinejagd eingesetzt wurden, als jeweils ”Sau Rüden“ (weißer rauhaariger Hund), ”Bauer Hund” und ”Dänischer Hund“ bezeichnen. | Canis Porcarii (Wildschweinehunde) | | Sau Rüden [Der weiße, rauhaarige liegende Hund]1 Bauer Hund [Der mittelgroße, rötliche Hund ganz rechts]
Dänischer Hund [Der große Hund ganz links]
| | Chiens de Chasse des Sangliers (Hunde für die Wildschweinejagd)
| | Familia IV. Fünfzähige | Ridinger, fec. | 1 Es kommt mir so vor, als ob wir hier einen Hund sehen, der dem rauhaarigen „Hessischen Raubart“ (Deutscher Stichelhaar) sehr ähnlich ist. Es handelt sich hierbei um einen großen Hund vom Typ des Hühnerhundes. Die Schulterhöhe eines Rüden dieses Typs beträgt 60-70 cm. Quelle: Bei dem Bild handelt es sich um eine handkolorierte Kupferstich (28 x 45 cm) aus Johann Jakob Ridingers „Thierreich“ (Thierbuch), Augsburg, 1768 (handkolorierter Kupferstich auf Honig-Bütte). Johann Jakob Ridinger (1736-84) war der jüngere der beiden Söhne des führenden Künstlers innerhalb der Jagdabbildung im damaligen deutschsprachigen Raum, Johann Elias Ridinger (geboren 1698 in Ulm, gestorben 1767 in Augsburg). Zusammen mit seinem Bruder, Martin Elias Ridinger (1730-80), hat Johann Jakob Ridinger die Buchdruckerei seines Vaters nach dessen Tod 1767 weitergeführt. Meine private Sammlung.
Unten ist wahrscheinlich ein weiterer Hundetyp, der ”Rüdenhund“, abgebildet.
Pieter Brueghel (Pieter Bruegel, Peter Brügel) der Ältere Gemälde „Der bethlehemitische Kindermord” vom Jahre 1566-1567. Der Maler war Flämisch. Der rauhaarige, wolfsartig, grosser Hund ist wahrscheinlich ein „Rüdenhund“. Das Gemälde befindet sich im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Die Museumsdirektorin Jette Baagøe vom „Dänischen Jagd- und Landwirtschaftsmuseum“ in Hørsholm (Dänemark) hat mir erzählt, dass der Künstler Johann Elias Ridinger den größten Teil seines Lebens in Augsburg für die Kurfürsten von Bayern gearbeitet hat. Max Emanuel (1679-1726) war der erste, der sich für die Parforce-Jagd interessiert hat. Sein Sohn, Karl Albrecht (Regent von 1726-1745), wurde im Jahre 1742 zum Kaiser gekrönt. Er war auch ein großer Jäger und hatte eine Vorliebe für Hunde. Das der ursprüngliche deutsche Jagdhund auf Deutsch „Rüden“ genannt wird, ist sehr wichtig zu verstehen. Das Wort „Rüde“ bedeutet auf deutsch „männliche Hunde, Füchse und Wölfe“ oder, wie Johann Elias Ridinger im Jahre 1700 gerade für uns beschrieben hat: große, rauhaarige Hunde, Füchse und Wölfe. Dasselbe Wort findet man auch in die Stadt „Ryde“ in der Landgemeinde Angel (Satrup Landkreis, Schleswig-Holstein). Diese großen Hunde wurden in Germanien in großen Massen gezüchtet, und diese Rasse ist überhaupt nicht mit dem „Grossen Hund“ zu vergleichen. Hier folgt ein Auszug eines Briefes des deutschen Hundezüchters Max Grass (Eigentümer der Heinrich Grass Senior Eau de Cologne- und Parfümerie–Fabrik), Rheinaustr. 4 Köln a. Rhein. Der Brief vom 4. Juni 1926 wurde an James Voase Rank geschickt. Herr Rank betrieb zusammen mit Bill Siggers den „Ouborough Hundezwinger“ in Barn Ridge (Surrey, England): | .., ich bin in der Lage Ihnen den besten Rüden rein weiss und Lachschwarz Ideal gefleckt welcher in Deutschland steht zuverkaufen der Rüde ist GARANTIERT 90 Centimeter Schulterhoch Ia Modellkopf langen Trockenen Hals schwere volle Schnauzpartie und keine Spur von Backen er ist 3¾ Jahr alt under der gesuchteste Deckrüde in Deutschland, wenn Sie Diesen Riese haften Rüden in England haben so haben Sie der beste Zuchtrüde in England er Kostet allerdings 6000 Mark es ist ein Rüde so etwas haben Sie noch nie gesehen, wenn Herr Gordon Stewart im Juli nach Cologne kommt..... |
In der englischen Übersetzung des oben erwähnten Briefes wird in der nachstehenden Quellenschrift das Wort „Rüde“ mit „dog“ übersetzt. Diese Übersetzung ist gut genug für die allgemeine Übersetzung des Briefes, aber nicht wenn wir eine Beweislast für den Ursprung des Hundes suchen. Quelle: Robert Heal: „The Danes of Send Manor“ (2002, Seite 92 und 112-113).
Aus den weiß umrahmten Abschnitten des Briefes geht hervor, dass Max Grass verschiedene Ausdrücke für Hunde benutzt: „D. (eutsche) Doggen“, „Hündin“ und „Rüde“. Er versucht mit diese verschiedenen Wörtern denselben Hund zu verkaufen, und er kennt viele Bezeichnungen hierfür. Genau wie viele andere deutsche Hundezüchter wirbt er fleißig für sich selbst: „Ich bin 1. Schriftführer des Deutschen Doggen Klubs (Ortsgruppe Köln).“ Max Grass weiß deshalb genau, was er tut. Der Hund, den er zu verkaufen versucht, ist der „Grosse Hund“, aber als historische Bezeichnung hierfür benutzt er das Wort „Rüde“, das den ursprünglichen großen Hund in Germanien beschreibt, aber er ist nicht mit dem „Grossen Hund“ zu vergleichen. Das Wort „Rüde“ entwickelt sich und bedeutet „männlicher Hund“, während „Hündin“ „weiblicher Hund“ bedeutet. Dies ist der Fall sowohl in dem oben erwähnten Brief als auch heute noch. Das genaue Gegenteil sehen wir in den altenglischen und altnordischen Sprachen, wie es aus dem königlichen Jagdprotokoll vom Jahre 1700 ergeht. Für uns bezeichnet das Wort „Hund“ immer „männlich“ während der Wörter „Bikkjuna, Bicce, Tæffue, Tife, Grig, Grey“ „weiblich“ bezeichnet. Die deutsche Sprachenentwicklung bewirkt, dass das Wort „Rüde“ die großen Hunde von Germanien bezeichnet und jetzt auch „männlicher Hund“ bedeutet. Männlich wird als physisch größer als weiblich empfunden. In gleicher Weise ist das Wort „Grey“ (weiblicher Hund) ins Altnordische mit „Greyhounds“ zu übersetzen und wird dabei, im Vergleich zum „Grossen Hund“, als den physisch kleineren Hund empfunden. Als die Parforce-Jagd in Dänemark im Jahre 1741 abgeschafft wurde, erhielt der Neffe der dänischen Königin, Graf von Culmbach, 25 Hundekoppeln von König Christian VI. „Großen Hunden“. 25 Hundekoppeln vom „Großen Hund“ kommen deshalb in das Gebiet „Brandenburg-Bayreuth“. Vom Jahre 1741 aus ist der „Große Hund“ dabei, seinen Weg ins südliche Germanien zu finden und wird natürlich auch hier aktiv gezüchtet und zwischen den ortsansässigen Herrschern sowie im Gebiet Württemberg ausgetauscht. Stuttgart/Tübingen (Württemberg) liegt etwa 100-150 Km von Augsburg (Bayern) entfernt. Wir haben gesehen, wie der ursprüngliche „Große Hund“ mit Windhund-Charakterzügen mit den aus England importierten „englischen Hund” (Englandshunden) (die Rassen Broholmer - Mastiff) gezüchtet wird. Hierbei entsteht die Rasse der „Blendinge“ – den modernen „Große Dänischen Hund”. Das Problem mit den Hunden, die in der Parforce-Jagd teilnahmen, ist natürlich in den deutschen Gemeinden zu erkennen. Die Großen Hunde, die im Jahre 1741 von Dänemark aus empfangen wurden, sind nicht die mit den großen Blendingen, sondern mit dem ursprünglichen Großen Hund mit Windhund-Charakterzügen (der „Kleine Dänische Hund”) identisch. Nur die Majestät von Sardinien erhielt vor dem Jahre 1741 „4 große Hunde von der Rasse der Blendinge“. 1 1 Quelle: C. Weismann: „Vildtets og Jagtens Historie“ (1931, Seite 449)
Deshalb muss der „Grosse Hund” mit Windhund-Charakterzügen mit einer Mastiff/Dogge-Rassen gezüchtet werden, um hierdurch einen Hund zu zeugen, der die Forderungen der Parforce-Jagd erfüllt. In „Meyers Konversationslexikon“ (4. Auflage, Leipzig, 1888-1889, Band 8, Seite 799) wird uns erklärt, dass die Mastiff-/Doggerasse, die in Germanien vorkommt, dort Bullenbeißer genannt wird“ 1. 1 Eine Kreuzung zwischen den Windhund und den Bullenbeisser ist „Der Dänische Hund".
M. Dadler beschreibt in „Der Hunde“ (Nordhausen, Ernst Friedrich Fürst, 1835, Seite 20) den Bullenbeißer-Hund wie folgt: ”Der Bullenbeißer, hat eine kurze, ausgeworfene schnauze, stumpfe oder gespaltene Nase, herabhängender Magen und kleine hangende Ohren, die man auch gewöhnlich noch abstumpft. Der Unterkiefer ist länger als der Oberkiefer. Er besitzt unstreitig die vorzüglichsten Tugenden der Hunde, nämlich in einem ausgezeichneten Grade starke, Treue, Muth, und ist dabei gegen kleinere Thiere und gegen Kinder recht sanft, aber nicht lebhaft. Verwandt mit ihm sind der Fleischerhund und der der Sausänger. Bullenbeißer, mit kurzem, glattem haar, lang herabhängenden Oberlefzen, ist auch stark, muthig und äußerst treu, aber träge und friedlich. Er lernt wenig, kann aber doch zum Angriff auf Menschen und Thiere abgerichtet werden. In England und Spanien find sie am größten und schönsten”. Wir in Dänemark und England haben unsere „englischen Hunden“ (der englische Mastiff wird heute auch Broholmer genannt). In Germanien benutzt man die Bezeichnung Bullenbeißer. Bismarck und der Schöpfungsmythos
Ohne Ausnahme sind alle Forscher, Historiker und Menschen weltweit im Allgemeinen darüber einig: Seit dem Jahre 1880 hat der „Große Hund“ seinen Ursprung in Dänemark. Die Geschichte des Hundes, Dänemarks, Europas und der Welt verändert sich, als Otto von Bismarck auf de politische Bühne erscheint. Die meisten Menschen sind sich damit im Klaren, dass der deutsche Nationalismus sich ab dem Jahre 1800 überall in den kleinen deutschen Fürstentümern entwickelte. Die Hauptanführer dieser Entwicklung waren Otto von Bismarck (1815-1898) und der deutsche Adel. Der Dänischer Hund könnte die Überlegenheit der Deutschen symbolisieren, und dabei war der Hund ein sicheres Ziel. Aufgrund dessen wollte Bismarck den Dänischer Hund zum Nationalhund Preußens und des deutschen Reiches machen. Deshalb war es für Bismarck, nach der Besetzung und dem Sieg über Dänemark im Jahre 1864, unhaltbar, dass der Hund nach seinem Feind – Dänemark – benannt war. Bismarck war 1862-1873 Ministerpräsident von Preußen und kaiserlicher Kanzler des deutschen Reichs 1871-1890. Preußen führte 1866 Krieg gegen Österreich und Ungarn und 1870-1871 auch gegen Frankreich. Diese Kriege führten die Fürstentümer Bayern, Württemberg, Baden und Hessen zur Teilnahme am Norddeutschen Bund, der bereits aus Preußen und 17 weiteren norddeutschen Ländern bestand. Der Norddeutsche Bund wurde 1866 und „Das Deutsche Reich“ wurde daraufhin 1870 gegründet. Aus Zwang ging Bismarck am 18. März 1890 in Pension. Deutschen Quellen schreiben, dass Der Dänischer Hund erklärt wurde ein "Reichhund" an der Berliner Kongress (13. Juni - 13. Juli 1878). Nach dieser Ankündigung wurde eine Kommission später im Jahr 1878 gegründet, unter dem Vorsitz von Heinrich Bodinus, Direktor des Zoologischen Gartens von Berlin. Sechs weitere deutsche "Experten" gesellte sich zu ihm. Die Kommission wurde "Kynologischen Verein Hektor" genannt und es ist diese Kommission, die sich träumt einen neuen Namen "Deutsche Dogge" - die logische Erweiterung der "Deutsche Reich, Deutsches Kaiserreich" im Jahr 1871 gegründet 1. 1 Dr. A. Ströse: Unsere Hunde - Form und Leben des Hundes (Erster Band, Neudamm 1902, Der Dänische Hund); "Brehms Tierleben" (1890-93, 3. Auflage, Säugetiere - Zweiter Band, S. 125-126); Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH): Chronik des Deutschen Hundewesens (2006, S. 4) Dr. Ulf Morgenstern, Otto-von-Bismarck Stiftung (19.12.2011): ”daß Bismarcks Doggen bald die "Reichshunde" hießen, war da nur eine Frage der Zeit. Bismarck war hier ganz Kind seiner Zeit, die schichtübergreifend auf den Hund kam. Bewußt oder unbewußt wählte er die seinerzeit größte Rasse aus, die erst Dänische, dann nach 1864 Ulmer und später Deutsche Dogge hieß”. http://lexikon.freenet.de/Reichshund : Der Begriff Reichshund wurde zunächst im Zuge des Berliner Kongresses von 1878 geprägt, bei dem Reichskanzler Bismarck mit einer Dogge aufgetreten war, und war infolgedessen im Kaiserreich für diese Hunderasse inoffiziell geläufig.
Auf die Hundeausstellung in Berlin 1880 veröffentlichte die Kommission, dass von jetzt an der „Große Hund“ im Deutschen Reich lediglich als „Deutsche Dogge“ benannt werden durfte. Die „Hundeliebhaber“ waren natürlich die vorhandenen Hundezüchter im neu gegründeten Deutschen Reich. Unter ihnen befanden sich: Eduard Colmar Messter (1840-1913) war Hersteller von Mikroskopen und ab 1859 Eigentümer der Firma Messter in Berlin. Im Jahre 1868 wurde die Herstellung nach Friedrichstr. 99 verlegt. In 1892 übernahm Eduard Colmar Messters Sohn, Oskar, die Firma. Oskar interessierte sich später für die Entwicklung von Kino-Scheinwerfern. In der Stadt Ismaning (Bayern) wurde die Strasse „Oskar-Messter-Straße“ nach ihm benannt. Eduard Messter war auch Eigentümer des größten Hundezwingers im nördlichen Deutschland, wo der „Große Hund“ gezüchtet wurde. Er war im Zeitraum 1878-1890 sehr aktiv und unterschätzte sich selbst bestimmt nicht: „Ich habe die „Dänische Dogge“ seit 1875 gezüchtet, und ich finde nicht, dass ich übertreibe wenn ich sage, dass diese Rasse aufgrund meines Hundezwingers in Norddeutschland sehr populär geworden ist.“ Max Hartenstein (gestorben in 1917) war ein sehr aktiver Promotor deutscher Interessen, unter anderem viele verschiedene Hunderassen, und war 1878-1917 sehr aktiv. Sein Hundezwinger wurde „Plavia“ genannt und er kam aus dem kleinen deutschen Stadt Plauen im Bundesland Sachsen. Hartenstein und sein Dänischer Hund sind verantwortlich für die Entstehung des Schöpfungsmythos, der den Ursprung der „Deutschen Dogges“ in Württemberg sucht. Zuerst hatte dies keine Folgen außerhalb des Deutschen Reiches, weil man in England und Frankreich fortfahrend den Hund als Great Dane/Danish Dogs und Grand Danois benannte1. 1 Die kleineren Rassen werden als „Ulmer Doggen“ bezeichnet. In Dänemark deutet das Dänische Hundezuchtbuch von 1890 darauf hin, dass der Hund als „Großer Dänischer Hund“ und „Der Dänische Hund“ benannt wurde. Der Name „Deutsche Dogge“ existiert weltweit nicht vor dem Jahre 1880 und in diesem Zeitraum erkennt Das Deutsche Reich an, dass der Name „Deutsche Dogge“ für diese Gelegenheit erfunden wurde1. 1 Doktor A. Ströse: Unsere Hunde – Form und Leben des Hundes (Erster Band, Neudamm, 1902): „Im Jahre 1880 wurden durch eine in Berlin tagende Kommission alle diese früheren lokalen Benennungen für ein und dieselbe Rasse unter dem gemeinschaftlichen Namen Deutsche Dogge zusammengefasst.“ Mit dem Fall des Absolutismus am Ende des 19. Jahrhunderts ging die Arbeit mit Organisation und Zucht der Rassenhunde von den Monarchen an die Gutsherren und später an das Volk über. Der englische „Great Dane Club“ wurde 1883 gegründet. Im Deutschen Reich wurde „Der Deutsche Doggen Klub“ 5 Jahre später, im Jahre 1888, gegründet. Die Gesamtzahl der Rasse der „Großen Hunde“ in den Jahren nach 1888 betrug, dem Zuchtbuch des „Deutschen Doggen Klub“ zufolge, 583 eingetragene Hunde im ganzen Deutschen Reich! In Dänemark wird der ”Dansk Kennel Klub” (Dänischer Hundezüchter-Klub) 1897 gestiftet. Dieser Klub nimmt die Interessen des Hundes wahr, bis sich der „Specialklubben for Den danske Hund“ (Der Spezialklub des Dänischen Hundes) im Jahre 1928 vom Kennel Klub abspaltet. Identitätsverlust und die deutsche Anklage gegen Dänemark
Im Jahre 1880 beginnt eine langsame aber sichere, fast biblische Umschreibung der Geschichte der deutschen Literatur. Diese Umschreibung iste in den meisten Fachgebieten dieser Periode zu spüren. Die Umschreibung der Geschichte wurde Mai 1880 bei der Hundeausstellung in Berlin diktiert. Doch am Hundeausstellung auf dem Oktoberfest in München im Jahr 1880 3 Brüder von demselben Wurf als „Ulmer Dogge“, „Englische Dogge“ und „Dänische Dogge“ ausgestellt wurden: "Auf einer Hundeausstellung – freilich war dieselbe auf dem Octoberfeste 1880 in München von einem Privatmann aus simpler Geldspeculation in Scene gesetzt – sah ich drei Doggen in einer Box, deren jede im Katalog speciell benamst war, als Ulmer, englische und dänische Dogge, und alle drei waren Brüder von einem und demselben Wurf" 1 1 Siehe auch Viggo Møller: Hunden og Hunderacerne (1887, Seite 218-233) und Oscar Horn: Handbuch des Hunde-Sport (1882, "Schutz-und Wachthunde", 3 Deutsche Doggen, Seite 181-185) Der ehemalige Redakteur der deutschen Hundezeitschrift „Der Hund“, von Schmiedeberg, übersetzt in 1883 Vero Shaws Buch „Classic Dog Encyclopedia“ (1879-1881) von Englischen ins Deutsch. Die deutsche Ausgabe heißt „Illustriertes Buch vom H. Shaw“ (Leipzig, 1883) und in einer Nachschrift der deutschen Übersetzung fügt von Schmiedeberg selber hinzu: „In einer englischen Fachzeitschrift gab es einen Artikel, der den Namen „Deutscher Dogge“ als eine Usurpation bezeichnet --- Der Grund für den jetzigen Namen ist schon angegeben worden und scheint mir keine Usurpation zu sein, weil die Rassee ist in Deutschland wahrscheinlich fast ebenso lange bekannt wie in Dänemark, und hat außerdem hier zu Lande eine Veredlung erfahren. In Dänemark geschah aber das Gegenteil“ 1. 1 Die dänische Übersetzung von Viggo Møller ist in „Hunden og Hunderacerne“ zu lesen (1887, Seite 218-233). Da die hier benutzte Übersetzung ins moderne Deutsche teilweise aus dem Dänischen stammt, kann die genaue Wortwahl sich von dem Original unterscheiden.
Das englische Wort „Usurpation“ bedeutet in der direkten Übersetzung: „eigenmächtige Zueignung, sich etwas bemächtigen“. Das Wort hat einen negativen Klang, und die Briten lehnen eine Genehmigung des neuen Namens ab. Der Satz „...die Rassee ist in Deutschland wahrscheinlich fast ebenso lange bekannt wie in Dänemark, und hat außerdem hier zu Lande eine Veredlung erfahren. In Dänemark geschah aber das Gegenteil“ interessiert uns so wie auch Viggo Møller. Mit anderen Wörtern: von Schmiedeberg erkennt mit dem Satz „...fast ebenso lange bekannt wie in Dänemark...“, dass unser Großer Hund seinen Ursprung in Dänemark hat, weil die Rasse hier länger existiert hat. Ein weiteres Beispiel ist der Brief von Albrecht zu Solms-Brauenfels an den Redakteur des englischen “The Kennel Gazette” im April 1883, worin er auf dem Schreiben von Frank Adcock in dem “The Kennel Gazette” vom März 1883 reagiert. Darin schreibt Frank Adcock: „… wie Sie aus dem beigefügten Schreiben entnehmen können, hat Herr R. Gambier Bolton jetzt einen Klub gegründet, um die weitere Entwicklung und Verbesserung dieser gigantischen Hunde („canine giants“) zu forcieren.“ The Great Dane Club wird im April 1883 in England gegründet. Der preußische Genesismythos ist komplett, und Albrecht schreibt: “Ich nehme an, dass die Gründungsmitglieder des Klubs unter „Great Dane“ dieselbe Hunderasse verstehen, die wir in unserem Lande sowie bei unseren führenden Hundeschauen als „Deutsche Dogge“ bezeichnen, die eine unserer ältesten und edelsten Rassen sind und in England meistens unter der Bezeichnung „Deutscher Wildschweinehund“ („German Boar Hound“) bekannt ist. Wie alle – auch im England des späten 19. Jahrhunderts – wissen, ist dieser Brief eine einzige große Lüge, die von einem Duodez-Fürsten verbreitet wurde, der aus einem Fürstentum stammt, das 1883 gar nicht mehr existiert. (Solms-Brauenfels wurde 1742 ein Fürstentum, aber bereits 1806 zwischen Österreich, Hessen-Darmstadt, Preußen und Württemberg aufgeteilt. Die Landschaft Solms-Brauenfels gehört heute zum Bundesland Hessen. Dr. A. Ströse schreibt in „Unsere Hunde – Form und Leben des Hundes“ (erster Band, Neudamm 1902): ”Der Dänische Hund Über die Abstammung der deutschen Dogge sind wir ziemlich genau unterrichtet, und schicke ich voraus, dass man die deutsche Dogge früher allgemein und auch heute noch vereinzelt in Württemberg, das wir als das Stammland der deutschen Dogge ansehen müssen, als Hassrüde bezeichnet; auch die Namen Ulmer Dogge, dänische Dogge, deutscher und altdeutscher Fanghund, englische Dogge, dänischer Hund, Dogge leichten und schweren Schlags, Boarhund waren für diese Rasse mehr oder weniger gebräuchlich. Im Jahre 1880 wurden durch eine in Berlin tagende Kommission alle diese früheren lokalen Benennungen für ein und dieselbe Rasse unter dem gemeinschaftlichen Namen deutsche Dogge zusammengefasst.” Wie aus dem oben erwähnten Text hervorgeht, wird der deutsche Schöpfungsmythos wie folgt aufgebaut: Der „Dänische Hund“, der seit 1880 als „Deutsche Dogge“ bezeichnet wird, hat sein Ursprung in Württemberg1. Im Deutschen Reich ist man der Auffassung, dass man über diese Tatsache sehr gut unterrichtet ist – und das obwohl die restliche Weltbevölkerung darüber anderer Meinung ist. Der gleiche Schriftsteller argumentiert anderswo dafür, dass ein anderer Hund der „richtige“ Hund von Dänemark sei, und er beklagt sich darüber, dass alle andere Ländern den Hund als „Great Dane“ u.s.w. bezeichnen. Diese Rhetorik ist von dem Zeitpunkt an völlig konsequent. 1 Es wurde nie eine Beweisaufnahme dafür vorgelegt, dass die neu erfundene „Deutsche Dogge“ ursprünglich aus Württemberg stammt.. „Die Auskunft“ darüber, dass der Ursprung der „Deutschen Dogge“ in Wüttermberg zu suchen ist, stammt von Max Hartenschein, der Mitglied der Kommission war, die den Namen erfunden hat. Ich habe früher beschrieben, dass König Christian VI im Jahre 1741, 25 Hundekoppel an seinen Neffen, Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, geschickt hat. Ich schätze deshalb, dass die Geschichte des Hundes vor 1880 der Deutschen Dogge-Kommission 1880 nicht bekannt war.
Wir müssen auch das Werk „Der Dianen Hohe und Niedere Jagdgeheimnüsz“ (1682-1689, 3. Band) von Johan Täntzen erwähnen. Das Werk wurde vom König Christian V (Regent 1670-1699) für 12 Rigsdaler (Altdänische Währung) gekauft. Die Fälscher der Geschichte der Deutschen Dogge benutzen immer noch dieses Werk als einen ihrer wichtigsten Quellen über den Ursprung des Deutschen Hundes. Ferner schließen die Fälscher, dass – weil das Werk auf Deutsch ist und der Autor offensichtlich ein Deutsch ist (er war Sachse) – die Erwähnung des Großen Hundes in diesem Werk bedeutet, dass der Hund ebenfalls aus Deutschland stammen muss. Täntzer1 hat seine Karriere als Jäger und Vogelsteller auf dem Jægersborg Jagd-Schloss (Dänemark) 2 begonnen, wonach er für 8 Jahren (von 1677 bis 1685) als Wolfsjäger in Schleswig und Jütland arbeitete (jedoch ohne den Wolfsbestand zu reduzieren). Am Ende seines Lebens arbeitete er als Inspektor für den Wildpark bei Gammel und Ny Amager (Stadtteil von Kopenhagen). Sein Lebenswerk wurde in Kopenhagen aufgelegt und basierte sich ausschließlich auf seinen Erfahrungen aus Jütland und seiner Auffassung und Gebrauch von dem „Großen Hund“ aus Dänemark bei der Wolfsjagd. 1 In seiner Bestallungsurkunde wird er als „Teuter“ benannt, aber er unterschrieb selbst mit dem Namen „Täntzer“. Sein Vorgesetzter ist der Jägermeister (Brockdorff in Haderslevhus, Koldinghus und Riberhus von 1681), aber die Revierförster und Wildheger waren ihn bei der Jagd behilflich. Die Landkreisvorsitzenden und die Bezirkspolizei mussten dafür sorgen, dass er immer Pferde und Leute zur Verfügung hatte. Auf dem königlichen Gut in Schleswig und in Jütland durfte er nur Wölfe und kein Wild jagen. Er bekam 2 Schilling für jeden erlegten Wolf und eine kostenlose Unterkunft auf dem Jagdhof in der Nähe von Skanderborg (im südlichen Jütland). Er bekam keinen Lohn und musste selbst für seine Jagdbekleidung und seine Jagdausstattung bezahlen. 2 Ober- und Hofjägermeister Herr Vincent Joachim Hahn (1633-1680), wurde in Mecklenburg geboren und kam als sechsjähriger nach Dänemark. Er wurde in Sachsen als Jäger und Förster ausgebildet und bekam am 8. Januar 1661 seine Bestallung. Am 8. Mai 1670 wurde ihm 1500 dänische Reichstaler für die Verkoppelung von Jægersborg Wildpark und dem Jægersborg Gehölze ausbezahlt. Zur gleichen Zeit besitzt er ein Hof in dem Dorf namens Tøbberup in der Nähe von Hjortespring. Herr Täntzer wird von dem Herr Hahn angestellt. Quelle: C. Weismann: „Vildtets og Jagtens Historie“ (1931, Seite 467-470), die Auskünfte stammen von den königlichen Rechnungsbelegen.
Johan Täntzer benutzt folgende Wörter: „Cammer Hund“, „Leib Hund“ und „Englischer Hund“. Ein „Cammer Hund“ ist die Bezeichnung für einen Hund, den man mit sich auf seine Kammer bringt. Der Gebrauch von dem Wort „Hund“ deutet darauf hin, dass dies ein großer Hund ist. Herr D. Johann Georg Krünitz beschreibt in „Oeconomischen Encyclopädie“ (1773-1858, 242. Band) den „Leib Hund“ als „einen Hund, der immer in der Nähe von seinem prominenten Herren ist. Also das das gerade Entgegengesetzte von einem Cammer Hund“. Das Wort „Leib“ bedeutet auch „Leben“. Ein „Leib Hund“ ist deshalb ein „Leibwächter/Wachhund“. Die Bezeichnung „Englischer Hund“ ist ganz einzigartig und bezeichnet die königliche Hundezucht in Dänemark, mit den im Jahre 1585 von England importierten Englischen Hündchen und Hunde1. 1 Lesen Sie Viggo Møllers Abhandlung über dieses Thema in „Hunden og Hunderacerne“ (1887, Seite 218-233).
In Vero Shaws englische Ausgabe des Buches „Classic Dog Encyclopedia“ (1879-1881) können wir auch von dem deutschen Schöpfungsmythos und der Umschreibung der Geschichte lesen. Der Hund wird jetzt als „German Mastiff“ bezeichnet, obwohl er Sydenham Edwards zitiert, und dieser den Hund als „Great Dane“ bezeichnet. Er ist der einzige in England, der diese Umschreibung benutzt1. Friederick Becker schreibt in „The Great Dane“ (Our Dogs, Manchester, 1905), dass „The Great Dane“ nach England von Dänemark importiert wurde und dass diese Rasse in England „Great Dane“ genannt wurde. 1 Vero Shaw und von Schmiedeberg sind sich ein bisschen zu einig, diese Sache betreffend. Von Schmiedeberg ist der deutsche Redakteur von „Der Hund“ und übersetzt auch im Jahre 1883 das Buch aus dem Englischen ins Deutsche. Er ist auch am Komplott über die Verfälschung der Geschichte beteiligt. Sie können über diese Sache näher im Buch von Viggo Møller „Hunde og Hunderacerne“ (1887, Seite 218-233) lesen.
Am 22. Mai 1911 wurde eine internationale Kooperation namens „FCI“ (International Canine Federation/Federation Cynologique Internationale) gegründet, die zum Schutz und Verbreitung der Kenntnis von Rassehunden dienen sollte. Fünf Länder waren bei der Gründung der „FCI“ mit dabei: Das Deutsche Reich, Österreich und Ungarn, Belgien, Frankreich und Holland. Das Deutsche Reich war in diesem Zusammenhang anscheinend sehr Machtvoll und konnte zu dieser Zeit, auf Grund seiner Siege in den Kriegen gegen Österreich-Ungarn (1866) und Frankreich (1871), seine Meinungen in der „FCI“ durchzwängen. Während des 1. Weltkrieges existierte die „FCI“ nicht und wurde erst am 10. April 1921 von Frankreich wieder gegründet. Am 5. März 1968 wurde die „FCI“ als eine juristische Einheit gegründet. Der Psychologe und Soziologe Jean Piaget (1896-1980) sagte bei einer Versammlung der Klub von Naturfreunde (Club des Amis de la Nature) am 26. Dezember 1912 in dem Audimax von Collège Latin de Neuchâtel in Schweiz wie folgt: ”Vous penserez peut-être qu'il est vraiment fastidieux que des savants français et des savants allemands se querellent pendant des années pour savoir si le chien danois appartient à la même espèce que le griffon et que le basset, ou si deux de ces chiens sont des variétés du troisième, ou si un de ces chiens est une sous-variété du second qui serait une variété du premier constituant le type de l'espèce.” Ich übersetzte dies wie folgt: „Sie denken vielleicht, dass es immer langweilig ist, dass die gelehrten Franzosen und die gelehrten Deutschen sich seit vielen Jahren über den Ursprung des „Danois“ streiten. Sie können sich nicht einigen ob der „Danois“ zur Rasse „Griffon Hund“ oder „Basset Hund“ gehört, oder ob diese zwei Rassen eine Abart einer dritten Hunderasse sei. Sie können sich auch nicht darüber einigen, ob einer dieser Rassen eine Untergattung von einer anderen Rasse ist, die eine Abart des ersten Bestand der Rasse seien könnte.“ Das obige Zitat – dessen Inhalt eher zu einer Komödienfigur wie etwa Ludvig Holbergs ”Erasmus Montanus” gepasst hätte – ist, außer einer in diesem Zusammenhang sehr wichtigen Pointe, völlig uninteressant. Jean Piaget verhält sich in seinem einleitenden Kommentar zu dem Vortrag zutiefst sarkastisch. Als Metapher für seine Ironie benutzt er die Herkunft des Großen Hundes. Man muss deshalb davon ausgehen, dass sowohl sein Publikum, und somit die Menschen im Allgemeinen, über die Herkunft des Hundes Bescheid wussten. Sonst hätte die Ironie keinen Zweck. Gerade dieser Umstand ist interessant, weil wir hierdurch erkennen, dass die Geschichtsmanipulation, die im Deutschen Reich stattfand, von so großem Umfang war, dass man sich darüber lustig machen konnte.
Gegen Ende des Jahres 1936 wurde das organisierte deutsche Hundewesen dem Reichsernährungsministerium, dem OKH (Oberkommando des Heeres) und der SA unterstellt.1 Das ab diesem Zeitpunkt NS-kontrollierte deutsche Hundewesen wurde in ”Reichsverband für das Deutsche Hundewesen” abgekürzt ”R.D.H.” umbenannt. Unter seinem neuen Namen wird einen Brief, der vom Sekretär Franz Bazille unterschrieben wird, an den Dansk Kennel Klub „DKK“ (Klub Dänischer Hundezüchter) geschrieben. Der R.D.H. bittet in dem Brief darum, dass der „Große Hund“ bei der kommenden Generalversammlung der International Canine Federation/Federation Cynologique International (FCI) am 22. Juli 1937 in Paris weltweit in „Deutsche Dogge“ umbenannt werden sollte. (Heute hat die FCI ihren Stammsitz in Belgien.) 1 Durch einen Erlass der Gestapo vom 20. Juli 1935 wurden sämtliche Hundezuchtvereine im Deutschen Reich aufgelöst. Die vertrauliche Aufgabe wird 1936 nur deswegen an die SA vergeben, weil Hitler während der „Nacht der langen Messer“ persönlich für die Festnahme von Ernst Julius Röhm, dem Mitbegründer und Leiter der SA, gesorgt hat. Die Kulmination dieser Festnahme wurde erreicht, als Hitler den Auftrag zur Hinrichtung Ernst Röhms ohne Richterspruch erteilte. Dies geschah am 2. Juli 1934. Ab diesem Zeitpunkt wurde die SA unter die Kontrolle des Heeres gebracht.
Aus der Agenda der Vorstandsversammlung der Dansk Kennel Klub vom 5. Dezember 1936 geht unter Punkt 3 hervor, dass der erste Brief des „Reichsverbands für das deutsche Hundewesen“ bereits eingegangen ist und während dieser Versammlung besprochen wird. (Der DDK erhält zwei verschiedene Briefe von der R.D.H.) Aus dem Vorstandsreferat vom 5. Dezember 1936 geht folgendes hervor:
”Betr. Punkt 3. Es wurde beschlossen, dem Reichsverband die Standard des Grand Danois zukommen zu lassen 1 , ferner, dass wir auch in Zukunft den Grand Danois als dänische Hunderasse betrachten, aber dass wir nichts dagegen haben, die in Deutschland gezüchtete „Deutsche Dogge“ als eine deutsche Hunderasse anzuerkennen. Es wurde beschlossen, eine Kopie unserer Antwort an den Spezialklub (Specialklubben for den Danske Hund) und um seine Stellungnahme zu bitten. Es wurde beschlossen, auf das zweite Schreiben des Reichsverbandes zu antworten, dass der Geschäftsgang der FCI aufgrund der großen Hektik bisweilen etwas langsam sein kann, dass wir jedoch auf jede Anfrage eine schriftliche Antwort erhalten haben.“
1 Der Standard wurde 1935 ausgearbeitet und bestätigt Dänemark als Herkunftsland des „Dänischen Hundes“.
Der vom Dansk Kennel Klub ausgearbeitete Entwurf zu einem Schreiben an den ”Reichsverband für das deutsche Hundewesen” wird daher zuerst zur Begutachtung an den „Spezialklub des Dänischen Hundes“ geleitet, ehe es an den Reichsverband abgeschickt wird. Weil die Antwort der DDK eine Anerkennung der „Deutschen Dogge – eine Antwort, wozu der DDK nicht bevollmächtigt ist – enthält, wird das Schreiben niemals abgeschickt. Aus einem Brief des DDK an Fuhrunternehmer Knud Madsen, Vorsitzungsmitglied des „Spezialklubs des Dänischen Hundes“ 1 vom 18. Januar 1937 geht hervor, dass der Spezialklub sich am 13. Januar 1937 an den Dansk Kennel Klub gewandt hat. Der Spezialklub bittet schnellst möglich um eine Antwort darauf, ob „die Rasse in Zukunft als Grand Danois oder als Deutsche Dogge zu bezeichnen sei…“ Aus dem Brief geht ferner hervor, dass der Dansk Kennel Klub unmittelbar nach der Verstandssitzung am 5. Dezember 1936 den Briefentwurf zur Begutachtung an den Spezialklub geschickt hat. Der Inhalt dieses Briefes hat Knud Madsen auf die Barrikade gerufen. Deshalb wendet er sich am 13. Januar 1937 and den Dansk Kennel Klub.
1 Der Vorsitzende soll in diesem Zeitraum ein gewisser Erik Levison sein. Aber er ist zur aktuellen Zeit arbeitsuntauglich und stirbt 1936-37. Fuhrunternehmer Knud Madsen wird jedoch erst 1948 zum Vorsitzenden ernannt. C. Hagbarth Christensen wird im Frühling 1937 zum Vorsitzenden ernannt. Es sieht somit aus, als ob Knud Madsen sich nur vorübergehend um die Interessen des Spezialklubs kümmerte.
Vorstandsreferat des Dansk Kennel Klub, d. 30. März 1937: ”Betr. Punkt 4. Punkt 4. Ein Brief von Herrn Henry Larsen wurde vorgelesen. Es wurde beschlossen, sich an den Presseattaché Wamberg zu wenden und ihn zu fragen, ob er dazu bereit wäre, die Interessen der D.K.K. in der Grand Danois-Frage zu vertreten. Es wurde beschlossen, bei der Ausfertigung der Dokumentation juridischen Beistand hinzuzuziehen und diesen ferner u. a. an den Vorsitzenden des Spezialklubs des Dänischen Hundes zu verweisen.“ Der Fall wurde auf der Vorstandsversammlung des Dansk Kennel Klub am 29. Mai 1937 verhandelt. Der „Grand-Danois-Fall“ wurde als Punkt 11 in die Agenda aufgenommen. Es wird beschlossen, sich an Herrn Henry Larsen zu wenden und ihn zu fragen, ob „er dazu bereit wäre, sich des „Grand-Danois-Falles anzunehmen und diesen zum dänischen Vorteil durchzuführen…“ Die zweite Ursache dafür, dass der Angriff gerade 1937 erfolgte ist, dass Aage Vilhelm Christian Graf Moltke (1866-1943) zu Jomfruens Egede und Lystrup gleichzeitig als Vorsitzender des Dansk Kennel Klub und 1935-36 als Vorsitzender der FCI, wo Dänemark seit 1934 Mitglied gewesen war, fungierte. Der Präsident des R.D.H. im Jahre 1937 war Hans Glockner. Wie Gordon Stewart1 1930 in England, so stiftete Hans Glockner ebenfalls einen Pokal in seinem Namen, der heute noch verliehen wird. Hans Glockners offizieller Titel war ”Reichsführer für das deutsche Hundewesen”. Weniger umständlich ging es halt nicht. 1939 wurde SA Obergruppenführer Manthey Präsident des R.D.H., während Major Most zum geschäftsführenden Präsidenten avancierte.2 1 Gordon Stewart, Inhaber des Kennel Send, stiftete 1930 5 Goldpokale an den englischen. Die Pokale sollten jährlich an die Gruppengewinner der Crufts Dog Show verliehen werden. Der englische Kennel Klub hat diese Pokale noch immer in seinem Besitz. Quelle: Robert Heal: The Danes of Send Manor (2001, s. 141) 2 Laut ”Delegierten Commission e.V. Hundeverband für Deutschland” in einem Brief an das Zentralrat der Juden in Deutschland wurde das ”R.D.H.” so kontrolliert: - 1931 vor Hans Glockner 3. Vorsitzender des DKH und Franz Bazille geschäftsführender Vorsitzender des DKH
- Anfang 1933 war Franz Bazille Geschäftsführer des RDH
- Mitte 1933 war Hans Glockner Reichsführer des RDH
- ab 1935 war Hans Glockner Verbandsführer des RDH
- 1935 war Franz Bazille – Reichsausstellungswart und Leiter der Auslandsstelle des RDH
- im März 1952 war Franz Bazille 1. Ehrenpräsident des VDH bis zu seinem Tode am 12.10.1952
Siehe auch: Franz Bazille: Die Kennzeichen unserer Rassehunde” (Bielefeld, 1926) og Franz Bazille: Katechismus der Hunderassen (Weber’s Illustrierte Katechismen, No. 144)
Deutschlands Klage gegen Dänemark lautete so: ”Le Reichverband für das Deutsche Hundewesen recoit constamment des plaintes de ce que dans la presse professionelle étrangére on parle toujours à nouveau du ”Grand Danois” tandis qu’il ne peut s’agir que du ”Deutsche Dogge”, c’est à dire que le Grand Danois n’est pas autre chose que notre Deutsche Dogge. Nous nous sommes, par conséquent, adressés à la F.C.I. et on nous informe qu’à ce sujet il faut prendre l’avis du Kennel Klub danois, surtout pour savoir s’il existe des caractères particuliers à la race du Grand Danois. Afin d’éclaircir la question reconnaitre le Deutsche Dogge comme tel et à ne plus employer l’appellation de ”Grand Danois”, appellation qui n’occasionne que des erreurs et des malentendus”. (FCI, Le Secretaire General, Baron Albert Houtart)1
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1 Albert-Léon-Marie Baron Houtart (1887-1951). Gouverneur der Provinz Brabant, Belgien, 1935-1943 (Gouverneur Honoraire du Brabant). Der NS-Rundfunk in Brüssel. teilte am 10. März 1943 mit, dass er als letzter der 9 vom König ernannten belgischen Gouverneure seines Postens enthoben worden war. 1944-49 war er erneut Gouverneur. Er hat mehrere Bücher über Hunde und Hundezucht herausgegeben.
Ich übersetze die deusche Klage so: Der Reichverband für das Deutsche Hundewesen nimmt ständig Beschwerden darüber entgegen, dass in der professionellen ausländischen Presse stets von dem „Grand Danois“ die Rede ist, obwohl es sich dabei nur um die Deutsche Dogge handeln kann; das heißt, bei dem Grand Danois handelt es sich um nichts anderes als unsere Deutsche Dogge. Als eine Konsequenz davon, wenden wir uns an die F.C.I., und wir sind darüber informiert worden, dass wir in dieser Frage gezwungen sind, uns an den Dansk Kennel Klub zu wenden, um von dem womöglich zu erfahren, welche spezifischen Charakteristika sich mit der Rasse „Grand Danois“ verbinden. Ferner möchten wir das Problem damit lösen, indem die Bezeichnung ”Deutsche Dogge” anerkannt wird, und dass man die Bezeichnung ”Grand Danois”, sei es durch Fehler oder Missverständnisse, nicht mehr benutzt. (FCI, Generalsekretär, Baron Albert Houtart)
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Das Protokoll der FCI ist von immenser Bedeutung. Aus dem geht hervor, dass der ehemalige Generalkonsul, Ferdinand Prior1, im Auftrag des Dansk Kennel Klub ein großes historisches Material zur Herkunft der Hunderasse präsentiert2. Seine Gegendarstellung lautet:
- dass Dänemark die Trennung der Rasse in zwei unterschiedliche Rassen nicht akzeptiert, und
- dass Dänemark es nicht akzeptiert, dass der Grand Danois als Rasse nicht länger existieren darf und von einer neuen Rasse, genannt „Deutsche Dogge“ ersetzt werden soll.
1 Man darf davon ausgehen, dass die dänische Regierung bereits 1937 über die deutsche Aggression gegen Dänemark unterrichtet ist. Der Dansk Kennel Klub hat sich nämlich zuerst an den damaligen Journalisten und Kulturattaché Helge Wamberg bei der dänischen Vertretung in Paris gewandt, und ihn darum gebeten, den Fall bei der Generalversammlung in französischer Sprache darzulegen. Aufgrund seiner Position hat er diese Bitte jedoch abgelehnt. Daraus kann man schließen, dass die dänische Regierung zu diesem Zeitpunkt bereits eine komplette Berührungsangst gegenüber dem vorwärts stürmenden Deutschen Reich entwickelt hatte. Helge Warmbergs Bildsäule befindet sich an der Außenmauer des Dänischen Studentenhauses (La Fondation Danoise) in Paris, dessen Mitbegründer er war. Er war mit Sacha Wamberg verheiratet. Siehe: Hakon Stangerup: Dansk kultur i Frankrig 1920-1960. En bog til minde om Helge Wamberg (1959) sowie Karl Bjarnhof: Historien om Sascha (1961). Quelle: C. Hagbarth Christensen: Danmark vandt Kampen om ”Grand danois” Navnet (”Hunden”, 1937, s. 167). 2 Aus dem FCI-Protokoll geht hervor, dass das vorgelegte Material in französischer Sprache im Bulletin Officiel de la Société Canine de Monaco im August 1937 veröffentlicht wurde. Wir wissen, dass C. Hagbarth Christensen 2 ganze Koffer mit Büchern, insgesamt 10 Bändern, mitbrachte. ”Mein Leitgedanke ist jedoch, dass der „Spezialklub des Dänischen Hundes“ einmal so wohlhabend werden wird, dass dieser wundervolle Stoff in Buchform komplett ins Dänische übersetzt werden kann…“ Quelle: C. Hagbarth Christensen: Danmark vandt Kampen om ”Grand danois” Navnet (”Hunden”, 1937, s. 167-168,170).
Neben Generalkonsul Ferdinand Prior nahmen ebenfalls der Vorsitzender des „Spezialklubs des Dänischen Hundes“, Herrn Verkehrsassistent C. Hagbarth Christensen, und Herrn Henry Larsen, Genf ("Hunden", Augustnummer?, 1937, s. 143) teil1. 1 C. Hagbarth Christensen ist 1937-48 Vorsitzsender des „Spezialklubs des Dänischen Hundes“ ("Specialklubben for den danske Hund"). Seine Amtszeit beginnt somit mit diesem existentiellen Problem für sowohl den Dänischen Hund als auch für Dänemark. Das Protokoll der FCI-Hauptversammlung am 22. Juli 1937, in der Deutschlands Anklage gegen Dänemark im Detail festgehalten wurde. Auf Nachfrage wurde das Protokoll von der FCI 2003 dem Dansk Kennel Klub zur Verfügung gestellt. Vom Grand Danois-Klub (Grand Danois Klubben) in Dänemark.
Ich hoffe, dass die sowohl preußische als auch nazi-deutsche Weltanschauung, dass sämtliche nicht-deutsche Rassen ausgerottet oder unterjocht werden sollen, und das alles aus der deutschen Rasse hervorgehen muss, klar erkennbar ist. Noch wichtiger ist jedoch, dass aus dem Protokoll nichts über die deutsche Beweisführung hervorgeht. Da eine ausführliche Beschreibung des gesamten vorgelegten Materials vorliegt, dürfte dieser Umstand zweifellos bedeuten, dass von deutscher Seite aus kein Material vorgelegt wurde – und dass kein Material je vorgelegen hat. Die deutsche Argumentation beschränkt sich daher alleine darauf, dass der Grand Danois als dänische Hunderasse verboten werden soll, da es sich dabei um die gleiche Rasse wie die Deutsche Dogge handelt. Zum Schluss vermerkt das Protokoll, dass der Präsident des R.D.H., Hans Glockner – nachdem er Herrn Priors Stellungnahme aus dänischer Sicht gehört hat – gesagt hat, dass es ein Fehler gewesen sei, diesen Fall auf die Tagesordnung zu setzten, und dass der R.D.H. nicht darauf bestehen werde, die Rassenbezeichnung Grand Danois offiziel zu verbieten. Wir haben ferner das komplette dänische Referat der Bearbeitung der deutschen Anklage gegen Dänemark während der FCI-Hauptversammlung am 22. Juli 1937 vorliegen. Der Vorsitzende des „Spezialklubs des Dänischen Hundes“ (bis 1951 der offizielle Name des „Grand Danois Klubben i Danmark“ (Grand Danois-Klub Dänemark)), Herrn C. Hagbarth Christensen1 , nahm an der Hauptversammlung Teil. In der Oktobernummer der dänischen Zeitschrift „Hunden“ (Der Hund) aus dem Jahre 1937 (Seiten 165-173) beschreibt er den Vorgang ausführlich. 1 Im Kapitel „Die Zwischen- und Nachkriegsjahre“ wird kurz erwähnt, was über das Leben und Werk des Herrn C. Hagbarth Christensen bekannt ist.  |
”Dänemark hat den Kampf um den „Grand Danois“-Namen gewonnen. Die bisher größte Aufgabe, der sich der Dansk Kennel Klub gegenübersah, wurde zu einem großen Sieg für den Züchterverein. Von C. Hagbarth Christensen (Vorsitzender des „Spezialklubs des Dänischen Hundes). Quelle: Grand Danois Klubben i Danmark.
Generalkonsul Ferdinand Prior beginnt damit, die deutsche Anklage gegen Dänemark, wie oben wiedergeben, vor der Hauptversammlung vorzulesen. Hiernach fuhr er auf Französisch fort: ”Erlauben Sie mir jedoch, darauf aufmerksam zu machen, dass es aus der oben erwähnten Sachlage hervorgeht, dass Deutschland – und nicht Dänemark – diesen Fall aufgegriffen und fehlerhaft auf die Tagesordnung dieser Hauptversammlung gebracht hat. Wir sind jedoch dazu bereit, uns an der Debatte zu beteiligen, und deshalb habe ich mich dazu entschlossen, Ihnen sofort über den dänischen Standpunkt zu unterrichten. Wenn ich mich vor Ihnen erhebe, nachdem ich vergangenen Montag ein außerordentlich wissenschaftliches Exposée über die Psychologie des Hundes sowie die darauf folgende ebenfalls wissenschaftliche Diskussion gehört habe, muss ich gestehen, dass ich mich hier ein bisschen fehl am Platze fühle. Weder als Hundeliebhaber noch als Schätzer des Grand Danois kann ich mir Hoffnung machen, das gleiche Niveau wie die Redner am vergangenen Montag zu erreichen. Ich weiß jedoch, dass Sie, als Tierfreunde, über eine große Portion Güte und unermüdliche Geduld verfügen. Daran appelliere ich, wenn ich mich jetzt an Sie wende. Ich werde mich bestreben, mit Hinblick auf den Fall einen guten Willen zu zeigen und werde es, so weit möglich, versuchen, alles außer Acht zu lassen, das die Empfindlichkeit anderer, und hier denke ich besonders an unsere Freunde, die deutschen Delegierten, kränken könnte. Die gestellte Frage ist, wie Sie alle wissen, keine neue Problemstellung. Sie ist bereits behandelt worden – und man könnte fast sagen, dass er seit Olims Zeiten diskutiert wurde, das heißt seit dem ersten Tag, am dem dieses prächtige Tier, der Grand Danois – der auf Englisch „The Great Dane“ heißt und auf Deutsch immer noch als „Großer Dänischer Hund“ bezeichnet wird – seinen Namen bekam. Denn es handelt sich hierbei um einen Namen, der sich, so wage ich es auszudrücken, eingebürgert hat. Er ist durch langen Gebrauch anerkannt worden – und das wird schon was heißen. Ich bin der Auffassung, dass dieses Argument von großem Wert ist, und deshalb an sich in der wissenschaftlichen Welt als ein Argument akzeptiert werden muss, woran man nicht gerne rütteln sollte. Denn dann könnten Verwechslungen auftretet, und, wenn ich korrekt informiert bin, schätzt die Wissenschaft keine Verwechslungsmöglichkeiten. Ich wage es nicht, Sie beeinflussen zu wollen und muss ehrlich gestehen, dass es eine völlig offene frage ist, wer als erster dieser Hunderasse seinen wunderschönen Namen gab und weshalb die Rasse diesen Namen noch immer trägt. Ich bin jedoch der Auffassung, dass jeder ohne jegliches Zögern gestehen muss, dass dieser Name sich wie eine Fanfare anhört, und dass die Bezeichnung für diese Rasse derart treffend ist, dass man Name und Rasse tatsächlich nicht trennen kann. Es existieren Bezeichnungen von, sagen wir mal historischer und verschiedener Natur, die man uangetastet lassen sollte. Alles andere wäre ein Sakrileg – und wer sie trotzdem ändert, der würde daran sicherlich nichts erreichen. Ganz im Gegenteil. Ferner würde man vergebens nach einem Namen suchen müssen, der sich so schön anhört, der dem Ohr so gefällt und der sowohl dem Geist als auch der Wissenschaft derart exakt vorkommt als der Name Grand Danois, Great Dane usw. Man fragt sich wirklich, weshalb man so eifrig danach ist, diesen Namen zu ändern! Neulich habe ich diesen Fall mit einem großem Hundeexperten, Herrn Professor Letard 1 besprochen. Sie kennen Ihn alle, und ich bedaure zutiefst, dass er heute leider nicht anwesend sein konnte. Er hat mich jedoch ausdrücklich dazu ermutigt, seine Darstellung zu referieren. Während unseres Gesprächs über den Namen und die Geschichte des Grand Danois äußerte er: Ein geographischer Name, der einem Tier verleiht wird, muss von Anfang an nicht unbedingt etwas mit konkretem Wissen über die Herkunft dieses Tieres zu tun haben. Er zitierte für mich mehrere Beispiele, die seine Theorie untermauert: Da gibt es den Spanischen Hund, der mit größter Wahrscheinlichkeit nicht aus Spanien stammt; er scheint eher als französischer Hund klassifiziert werden zu müssen, aber es versteht sich von selbst, dass die Bezeichnung „Spanischer Hund“ beibehalten wird. Da gibt es das arabische Pferd, dessen Herkunft nichts mit weder Afrika noch Arabien zu tun hat – das Pferd stammt aus Zentralasien; dies ist ebenfalls der Fall bei dem Berberpferd, das nicht aus den berbischen Landstrichen Nordafrikas, sondern aus Asien stammt; das Angorakaninchen stammt nicht aus Angora, und der livornische Hund kommt auch aus Livorno. Lass und daher nicht unsere Zeit damit verschwenden, um herauszufinden, warum der Grand Danois so heißt, wie er nun mal heißt. Keiner wird diese Frage beantworte können, aber – und es ist ebenfalls Herrn Professor Letard, der mir die Tatsache zuflüsterte, die ich bereits zitiert habe: Der Name Grand Danois hat sich durch lange Anwendung eingebürgert. 1 Französicher Veterinärforscher E. Letard
Seit Jahrhunderten ist dieser Hund als eigene Rasse bekannt, und der Name ist stets gleich geblieben – selbst in Deutschland war dieser Hund als „Großer Dänischer Hund“ bekannt. Erst während der letzten rund 50 Jahre haben deutsche Züchter es versucht, die Rasse unter dem Namen „Deutsche Dogge“ anerkannt zu bekommen – und zwar nicht als eine neue, unabhängige Rasse. Man wollte, dass der Grand Danois in Deutsche Dogge umbenannt werden sollte. Sogar in dem Brief, in dem der Reichsverband für das Deutsche Hundewesen dem Dansk Kennel Klub mitteilt, dass er um die definitive Namensänderung ersucht – dem Brief, den ich ihnen soeben vorgelesen habe – erkennt der Reichsverband, dass die ausländische Fachpresse den Namen Grand Danois für den Hund anwenden, „der nichts anderes ist als ihre Deutsche Dogge“. Die Rasse wird also als ein und dieselbe anerkannt, alles was man will ist die Namensänderung. Erlauben Sie mir die Bemerkung: Wenn die Rasse seit Jahrhunderten als Grand Danois bekannt gewesen ist, und der Name „Deutsche Dogge“ lediglich seit 50 oder 60 Jahren existiert, dann drückt sich der Reichsverband schlecht aus, wenn behauptet wird, dass der Grand Danois „lediglich ihre Deutsche Dogge“ sei. Stattdessen hätte man notwendigerweise sagen müssen, dass „ihre Deutsche Dogge“ lediglich der Grand Danois sei. Wenn es daher einen Hund gibt, der den Namen wechseln müsste, dann ist es deshalb die Deutsche Dogge – und nicht der Grand Danois!“ (Kräftiger Beifall.) „Ich habe Ihnen bereits erklärt, das der Name, jedenfalls meiner Meinung nach, wie eine Fanfare klingt, und aus einer ästhetischen Betrachtung würde jeder andere Name sich unklar, ja geradezu banal, anhören. Wird man dann auch die Zuchtvereine, die es fast überall in der Welt gibt und den Namen Grand Danois oder Great Dane als Teil ihrer Namen übernommen haben, umbenennen? Wer kann dies glauben – auch nur für einen kurzen Moment? Was wird man mit den zahlreichen wissenschaftlichen und anderen Veröffentlichungen machen, die sich ausschließlich mit diesem Hund beschäftigen und dessen Namen trägt? Man möchte Unklarheit vermeiden. Aber dies wird in Unklarheit enden! Ich habe eine Auswahl wichtiger deutscher, französischer und englischer kynologischer Werke mitgebracht, die sich mit dem Grand Danois und seit neuem ebenfalls mit der Deutschen Dogge beschäftigen. Ich stelle diese Publikationen der Versammlung zur Verfügung und bin ebenfalls dazu gewillt, sie Ihnen vorzulesen, falls dies für wünschenswert gehalten werden sollte. Vorläufig werde ich Ihnen die Werke in chronologischer Reihenfolge präsentieren und deren Inhalt kurz zusammenfassen.“ (Hierauf folgte diese Vorlesung, die aufgrund ihrer Sachlichkeit und ihren geschichtlichen Wert einen großen Eindruck auf die Versammlung machte. Herr Prior ging danach mit seinem Vortrag weiter:) „Ich möchte meine Darlegung mit einem letzten Auszug aus einem äußerst interessanten und sehr ausführlichen Buch, und zwar dem Practical Dog Book von Edward C. Ash, London 1931,1 - ich erlaube mir, es Ihnen sehr zu empfehlen, alles, was Herr Ash über die Rasse des Great Dane geschrieben hat, zu lesen. Er zieht folgende Bilanz: ”Man kann sich fragen, wie es wohl geschehen ist, dass der Great Dane – obwohl er seit mehr als 200 Jahren in England gezüchtet wurde und selbstverständlich einmal eine dänische Hunderasse gewesen ist – jetzt auf einmal als eine deutsche Rasse gelten soll. Man sollte sich daran erinnern, dass der hervorragende deutsche Kanzler, Fürst Bismarck, einen Great Dane mit dem Namen Thyras besaß. Thyras begleitete seinem Herrn überall. Als Thyras starb, wurde sein Tod telegrafisch an die ganze Welt mitgeteilt: „Thyras, die Great Danes und Deutschland wurden unwiderruflich vereint.“ 1 Edward C. Ash schreibt in ”The Practical Dog book” (1931, Seiten 43-44):”Ich bin der Ansicht, dass es allgemein anerkannt wird, dass der Great Dane jedes Recht besitzt, als eine britische Hunderasse anerkannt zu werden. Dieser äußerst aktive und starke, stets wache und intelligente, Hund mit dem Temperament eines Terriers wird mit Sicherheit seit mehr als 200 Jahren in Großbritannien gezüchtet. Dass seine eigentliche Heimat vor langer Zeit in Dänemark zu suchen ist, erkennt man an dem Namen, unter dem diese Hunderasse seit seiner Ankunft in England vor mehr als 200 Jahren bekannt wurde – eine Bezeichnung, die sich ebenfalls in Deutschland und Frankreich eingebürgert hat.“ „Meine Damen und Herren, ich komme jetzt zum Schluss. Alles, was ich Ihnen vorgetragen habe, wird Ihnen gezeigt haben, dass der Grand Danois seit Jahrhunderten als eine international anerkannte und unabhängige Hunderasse galt. Trotz der Verbesserungen, die der erste Typus während der Jahrhunderte zweifellos durchlaufen hat, hat kein klar denkender Mensch je behaupten können, dass der moderne Hundetyp unserer Zeit nicht länger zur Grand Danois-Rasse gehört. Keiner möchte unseren deutschen Freunden um die Anstrengungen bringen, die sie unternommen haben, um diese Rasse zu verbessern. Wir bestreiten jedoch ihr Recht dazu, die Schaffung einer neuen Rasse, die als „Deutsche Dogge“ bezeichnet werden soll, für sich zu beanspruchen. Ferner bestreiten wir die Behauptung, dass der Grand Danois nicht länger existiere, oder dass der Hund, dem wir diesen Namen gegeben haben, in Wirklichkeit zu einer angeblich neuen Rasse gehöre, die unter der Bezeichnung „Deutsche Dogge“ bekannt sei. Und ich glaube, dass Sie mit mir darin übereinstimmen, dass je mehr man sich mit der Frage auseinandersetzt, desto klarer wird es einem, dass keiner es je schaffen wird, die glorreiche Rasse des Grand Danois – oder auf Englisch: den Great Dane – aus dem internationalen Hunde-Nomenklatur zu löschen.“ Herrn C. Hagbarth Christensen übernahm das Wort und kommentiert den weiteren Verlauf nach dem Ende von Herrn Priors französischsprachiger Rede: ”Ein überwältigende Beifall, der sowohl dem Vortrag als auch dem Redner galt, brach los, und der bestimmte Dirigent vermochte es nur langsam, wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Der Vorsitzende des Reichsverbandes, Hans Glockner, bat sofort um das Wort und teilte mit, dass der Reichsverband den erwähnten Brief, der die Ursache für diesen Fall war, weder geschrieben noch abgeschickt hätte1 . Seiner Meinung nach war es eh der dümmste Brief, über den er jemals gehört habe.“ 1 Hans Glockners Behauptung, der R.H.D. hätte diesen Brief niemals abgeschickt, ist eine infame Lüge. Das Referat der FCI gibt den Inhalt des Briefes wortgetreu wieder. Dieser Punkt wurde nach der Behandlung der deutschen Anklage gegen Dänemark außerhalb des Referates diskutiert. Nach Vorlegung des tatsächlich geschriebenen Briefes der R.H.D. mit Franz Bazilles Unterschrift, gestand Herr Bazille, dass er den Brief geschrieben hat. „Er erkläre, dass er sich lediglich gewünscht hätte, privat mit Dänemark über eine Teilung der beiden Rassen zu verhandeln, etwa so wie es mit dem Schäferhund der Fall ist, der ja in einer deutschen und einer elsässischen Rasse geteilt ist. Es sei niemals Herr Bazille Wunsch gewesen, den Fall vor der FCI zu bringen.” Wie bereits C. Hagbarth Christensen es notiert, stimmt diese Erklärung ebenfalls nicht mit der Wahrheit überein. Man ahnt jedoch den massiven nationalsozialistischen Einfluss im Hintergrund, der jedoch keiner in der Öffentlichkeit erwähnen möchte.
”Der Dirigent griff sofort ein und unterstrich, dass Dänemark mit seiner Darlegung Recht hatte. Wenn auch die Deutschen die Rasse weiter veredelt hätten, so berechtigte ihnen dieser Umstand nicht dazu, weder die Nationalität noch den Namen des Hundes zu ändern.”
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